Interview mit unseren Ehrenmitgliedern Willi Hambach und Kurt Graf

Wie fühlt es sich an Gründungsmitglied zu sein? 

Willi:     Da merkt man erst wie alt man mittlerweile ist. Das marschieren lernten wir noch auf dem alten Fußballplatz. 

Kurt:     Wenn ich die Musik höre wäre ich immer noch gerne dabei, aber altersbedingt geht das ja leider nicht mehr. 

Willi:     Am liebsten wäre man mit 90 Jahren noch gerne dabei, aber dann müsste man innen gehen, außen geht nicht mehr. 

Kurt zitiert einen Artikel zur Gründung und merkt an, zwar Gründungsmitglied zu sein, aber nicht seit der ersten Sekunde dazuzugehören, da sich andere (Willi Efferen sen., Josef Efferen, Willi Efferen jun., Günter Neumann, Willi Hambach, Josef Lapp, Fritz Michels, Phillipp Moritz und Heinz Nuss) bereits vor der Gründung regelmäßig getroffen haben.   


Was hat euch dazu bewogen in das Spielmannswesen einzusteigen? 
Die Liebe an der Musik. Es war ein Blättchen angeschlagen mit den Worten „Gründung eines Tambourcorps“ und da dachte ich mir einfach, ach da gehst du da mal hin. Und so ist es dazu gekommen. (Kurt)


Kanntet ihr beim ersten Treffen bereits Willi sen., beziehungsweise Jupp und Willi?  

Jupp kannte ich da er mit mir zusammen in der Feuerwehr war. Willi (sen.) kannte ich eigentlich nicht. (Willi)


Wie seid ihr auf euer Instrument gekommen?  
Beide haben zuerst getrommelt.  
Ich habe dann 2 Jahre geflötet, aber das war nicht mein Instrument, weil mir spätestens im Trio immer das Gesicht wehgetan hat. Dann bekamen wir die Lyra und seitdem habe ich dann Lyra gespielt. Zuletzt beim Rosenmontagszug 2001.  (Kurt)

1967 / In der Vergangenheit war es auch so, dass man zu wenig Flötisten hatte und davon 4 - 5 Flöten dabei waren, die gar nicht spielen konnten. Erster Höhepunkt war das Schützenfest in Efferen, wo uns durch die Hermülheimer noch ausgeholfen wurde. Über die anwesende Kapelle Heus bekam man dann die Verpflichtung für das Schützenfest in Vogelsang, wo Josef Effern später seine Elli kennengelernt hat. (Willi)    


Wie war damals die Ausbildung?  
Man traf sich beim Krisinger auf der Kegelbahn und da haben wir auf dem Tisch getrommelt mit Hilfsnoten und die Flötisten haben ebenfalls anhand von Hilfsnoten und Gehör gelernt.  (Willi)

Richtige Notenlehre wurde von Willi Effern (sen.) abgelehnt, weil er die Befürchtung hatte, dass mit diesen Kenntnissen zu viele Musiker zum Beispiel in Kapellen abwandern würden. (Kurt)    


Wie seid ihr damals zu den Auftritten gekommen?  

Ich hatte ein Motorrad. Aber es sind auch Unfälle von Spielkameraden auf dem Weg zum Auftritt passiert, die auch ein Motorrad hatten.  (Kurt)

Wir waren einmal so viele, dass wir uns für ein Schützenfest sogar getrennt haben. Der eine Teil hat in Bayenthal gespielt und der Rest in Efferen. In der Regel waren wir 18 aktive Spieler und jedes Wochenende unterwegs zu Schützenfesten oder   Wettstreiten. Fix waren aber immer 16 Mann anwesend.  (Beide)   


Was war euch lieber? Festzüge oder Bühnenspiele?  

Beides. Hauptsache wir kamen raus und durften Musik machen. (Kurt)    


Wie verliefen die ersten Proben?  

Wir wollten lernen und es war sehr organisiert. Am schönsten aber waren immer noch die Nachproben auf der Kegelbahn. (Beide) 

Einmal waren wir auch wieder am Kegeln und gemütlich   einen nach der Probe am Trinken, als man mir von hinten auf die Schulter tippte. Es handelte sich um einen Feuerwehrmann vom Werk. Da man noch kein Telefon hatte, wurde man persönlich abgeholt. Da ich aber nicht zu Hause war, wurde er von meiner Frau zum Krisinger geschickt mit den Worten „Kurt ist da proben“. Also ich sollte ja arbeiten, allerdings wurden erstmal noch gemeinsam ein, zwei weitere Bier getrunken. Und dann ging es über Zuhause ins Werk zum Dienst. (Kurt)    


Was waren eure ersten Stücke?  

Torgauer, Preußens Gloria und der Liebe Marsch. Danach folgten der Paukenmarch 1 und 2.     


Wie lange hat es bis zum ersten Aufritt gedauert?  

Im Gründungsjahr 1951 wurde bereits das Schützenfest in Efferen gespielt, also nur nach ein paar Monaten. Laut Aussage einiger Personen hieß es damals, „Ihr müsst nur den Preußens Gloria können“. (Beide)  


Fehlt euch das Musik machen manchmal?  

Mir ja. Wenn ich das höre, juckt es schon in den Fingern. Dienstags um 20:15 Uhr kommt im Bayrischen Rundfunk immer eine Sendung mit Blasmusikkapellen. In diesen 30 oder 45 Minuten ist auch alles andere egal. (Kurt)


Wie seid ihr auf dem Namen „Rheingold“ gekommen? 

Beide: Da wurde drüber gestritten. Vorschläge damals waren „Rheinklänge“, „Rheingold“ da man einen klangvollen Namen wollte. Zum Schluss einigte man sich aber dann doch auf „Rheingold“. Dieser Name bestimmte dann auch die Vereinsfarben: Blau (Rhein) und Gold.     


Was ist euer Lieblingsstück?  

Willi:     Um den Lorbeer (Froher Sängermarsch)  
Kurt:     Ich komme nicht mehr auf den Namen, aber den habe ich bei euch auch Karneval gespielt und da gehört.     


Die Spielmannsmusik hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Was war früher oder heute besser?  

Es gab nach dem Krieg nichts anderes. Wir waren einfach begeistert und froh, dass es sowas gegeben hat. (Willi)     


Was war für euch das schönste Rheingold-Erlebnis?  

Willi: Mein Jahr als Prinz und dem Musik-Corps als Garde und die Rosenmontagszüge in Köln.  
Kurt: Da gibt es nicht nur eins, da gibt es mehrere Erlebnisse. Rosenmontag war aber immer ein Erlebnis.     


Wie oft seid Ihr Deutscher Meister bzw. Vizemeister geworden?  

Kurt: Kein Mal. Deutsche Meisterschaften kamen erst danach.  
Willi: Es gab in den 70 Jahren mal in den alten Messehallen sowas wie eine Europameisterschaft. 


Wenn ihr die 70 Jahre Revue passieren lasst, würdet ihr heute was anders machen?  Einstimmiges Nein     


Was würdet ihr sagen, was macht das Vereinsleben aus? Wie würdet ihr das der heutigen Jugend schmackhaft machen?  

Dafür muss man Lust und Liebe zum Musik machen haben. Wenn man wie heutzutage Noten kann, kann man sich auch sein Instrument aussuchen und auch in eine Musikkapelle gehen. Im Verein ist der Einstieg im Vergleich zu Musikschulen finanziell um einiges günstiger. (Willi)


Hättet ihr gute Ratschläge für den neuen Vorstand? 

Bleibt weiter familiär. (Willi) 

Da man die heutige Zeit nicht mehr mit damals vergleichen kann, ist es schwer die Jugend zu begeistern. Moderne Medien und die viele Arbeit machen es zusätzlich schwer. Ohne den Verein würden wir beide heute auch nicht Mittags gemeinsam Essen gehen und wir konnten uns gegenseitig aufbauen und unterstützen als unsere Frauen im Abstand von 2 Monaten verstorben sind vor 10 Jahren. (Kurt)  


Wie hat sich die Musik in all den Jahren verändert?  

Auch wir haben damals schon nicht nur Märsche gespielt, sondern auch schon die Mignonette und Orpheus in der Unterwelt. (Willi) 


Was gefällt euch besser: Marsch oder Modernes?  

Fortbildung ist immer gut und wenn etwas gut einstudiert ist, hört sich ein Konzertstück auch gut an. Von mir aus kann die Entwicklung so weitergehen. Da hat man erstmal kennengelernt, was man alles mit Flöten und Trommeln erreichen kann. (Kurt) 

In Ehrenfeld haben wir mal ein Platzkonzert gehabt und dort den Kadettenmarsch dreistimmig mit einer Kapelle zusammengespielt. Das hat die Kapelle überrascht, da sie so etwas von einem Spielmannszug nicht kannten. (Willi)    


Was hat euch die letzten Jahre dazu bewegt, immer wieder mit uns zu fahren?  

Willi:     Mir macht die Musik immer noch Spaß.
Kurt:     Mit alten Kameraden und Freunden zusammen sein und die Musik hören.  

Es macht auch im Alter immer noch Spaß und weckt Erinnerungen. Musik ist international und alle verstehen es, egal welche Sprache sie eigentlich sprechen. (Beide)    


Folgende Spitznamen haben sich die zwei gegeben:   

Willi = Schlauch
Kurt = Schläuchelchen

Willi Hambach
Kurt Graf