Die musikalische Ausbildung im Wandel der Zeit

Gastbeitrag unserer Hauptausbilderin Beate Pfeffer

Ich erinnere mich noch an meine erste Probe, damals, vor über 45 Jahren. Die erste Gruppe von Mädchen im Tambourcorps Efferen. Montags, 17 Uhr in einem Klassenraum in der Schule im Wiesengrund. Willi Effern leitete die Probe. Wir bekamen unsere erste Sopranflöte ausgehändigt. Notenständer gab es für die Anfänger noch nicht. 

Auf die Tafel malte Willi einen Mund. Die Zeichnung sollte uns zeigen, wie der Mund zu formen sei, um den ersten Ton herauszubekommen. An Stelle des Flötentons gab es schallendes Gelächter und der erste Rüffel des Übungsleiters folgte unmittelbar.

Erschien man zu Proben und hatte zuhause nicht genügend geübt, wurde man auch schon mal wieder nach Hause geschickt.

Nach drei Wochen des Quängelns durfte ich endlich die Flöte gegen die Trommelstöcke tauschen und zu den Trommlern wechseln. Von da an war Josef Effern mein Ausbilder. 

Wie bei den Flöten wurden hier auch nach und nach Übungsblätter verteilt. Anstelle der Tonleiter wurden Schlagübungen trainiert. Zu Beginn bekam ich natürlich noch keine Trommel. Geübt wurde auf einem Tisch im Werkraum der Schule. 

Zu dieser Zeit war das Lernen von Noten bereits fester Bestandteil der Ausbildung. 

Dreimal wöchentlich wurde geübt. Montag, Mittwoch und Freitag. Der Freitag war der Tag der Gesamtprobe bei der diejenigen anwesend waren, die das Spielen bereits beherrschten.

Man musste damals eine gewisse Anzahl von Stücken spielen können, um freitags mitproben zu dürfen. 

Wie auch heute war der Sankt Martinszug der erste Einsatz für die Meisten von uns. Die Lieder wurden direkt nach den Sommerferien in die Proben einbezogen und mussten selbstverständlich auch auswendig gelernt werden. Die Trommeln wurden dann kurz vor unserem großen Tag ausgehändigt und die erste gemeinsame Probe mit „den Alten“ stand an. 

Fester Bestandteil bei Wettstreiten war früher noch die Bewertung des Marschierens und des Musizierens während des Festzugs. Also musste auch hier noch fleißig geübt werden. Wir drehten etliche Runden über den Schulhof. 

Für die Jugendwettkämpfe lernten wir Stücke, die auch für die nachfolgenden Neulinge spielbar waren, wobei auch diese mit den Jahren ein immer höheres Niveau erreichten. 

Im Laufe der Jahre hat sich vieles geändert. 

Die Stücke werden immer anspruchsvoller und eine gute Notenkenntnis wird immer wichtiger. Wo früher noch Zeile für Zeile erarbeitet wurde, ist es heute wichtig, sich ein Musikstück selbst erarbeiten zu können. Da viele aus schulischen und beruflichen Gründen nicht mehr die Zeit haben, dreimal die Woche die Proben wahrzunehmen, beschränkt sich das gemeinsame Üben auf ein bis zwei Tage in der Woche mit gelegentlichen Zusatzterminen. 

Wo noch vor einigen Jahren sich jeder auf seine Stimme konzentrieren konnte, ist es mittlerweile so, dass viele Musiker mehrere Stimmen oder sogar Instrumente beherrschen. 

Auch das Equipment hat sich verändert, so dass die Kinder sehr früh schon auf zwei Flöten (z.B. Ces und B) spielen und die kleinen Trommler nicht mehr auf Tischplatten, sondern auf speziellen Übungspads lernen und schneller auf Percussion-Instrumenten eingesetzt werden. Hierdurch werden die Kinder heute schneller integriert und das rhythmische Verständnis wird geschult. 

Von Beginn der Ausbildung an wird jetzt mit Notenständer geprobt, was die Haltung und den Ansatz der Flötisten verbessert. Ferner steht ein vielfältigeres Lernmaterial zur Verfügung, wobei auch die Digitalisierung hilfreich ist. 

Noten können verschickt und Hörproben zur Verfügung gestellt werden. Allerdings ist gerade bei den Jüngsten immer noch die Tafel ein beliebtes Hilfsmittel. 

Oft werden bei Gesamtproben neue Märsche oder Konzertstücke vorgelegt. 

Die heutige Notenschulung erleichtert es den Nachwuchsspielern bei diesen Proben direkt mit einzusteigen um die Stücke besser kennenzulernen. Bei nachfolgenden Einzel- und Registerproben können sie dann leichter ausgearbeitet werden. 

Aufgrund der in den vergangenen Jahren veränderten äußeren Umstände, wie schulische Anforderungen, Freizeitangebote, aber auch die höheren Anforderungen in der Musik brauchen die Kinder und Jugendlichen heute bedeutend länger um ihr Instrument zu beherrschen.